Tag 1 - Unbesungene Heldentaten, Fette Beute, Wie gewonnen so niedergebrannt

Unbesungene Heldentaten

Wie bin ich da bloß reingeraten? Ich renne am frühen Abend durch strömenden Regen, auf der Flucht vor zwei wild gewordenen Orks. Ich weiß noch nicht mal wie ich es geschafft habe mir ihren Ärger zu zuziehen, aber wahrscheinlich haben sie etwas gegen meine spitzen Ohren oder so. Naja, müßig sich darüber Gedanken zu machen, es sind eben Orks, und die leben nun mal dafür es kleinen, unbedeutenden, abenteuerlustigen Druiden wie mir, das kleine, unbedeutende Abenteurerleben schwer zu machen. Oder es stark zu verkürzen. Und zwar schnell und brutal. Mit ihren Äxten. Das zwerghohe Gras bietet keine gute Deckung, ich verstecke mich kurz darin um meine Lage zu überblicken, schon höre ich sie wieder, wie sie mir dicht auf den Fersen sind. Also weiter rennen, vor mir liegt ein Waldstück – heimisches Terrain, hier könnte ich eine Chance haben ihnen zu entkommen. Sie sind grade noch außer Sichtweite, also schnell auf den erstbesten Baum geklettert und ruhig verhalten. Da kommen sie, ich höre sie schon wieder schnaufen und grunzen, diese abartigen Abkömmlinge von Wildschweinen, lauft weiter, lauft einfach weiter... NEIN! Der erste rennt unter mir vorbei, der zweite bleibt natürlich genau unter mir stehen. Hoffentlich ist er zu dumm nach oben zu gucken. Die Sekunden werden für mich zu gefühlten Stunden, ich wage kaum zu atmen, auch wegen des Gestanks den dieses Ungeheuer verströmt, Mann, siehst du nicht das ich nicht hier bin, tu’s deinem Kumpanen gleich, such mich tiefer im Wald... er bleibt immer noch stehen. Ein neues Gefühl mischt sich unter meine Angst. Eine unheimliche, finstere Stimme, die mir ins Ohr zu flüstern scheint: „Eldru, wäre doch gelacht, wenn dir nichts einfiele, wie du diese zwei stinkenden Kreaturen von ihren Zahnfleischproblemen erlöst, oder?“ Ein verzweifelter Plan erwächst aus diesen Gedanken. Ich fasse meinen Wanderstab fest mit beiden Händen, ziele genau auf den Kopf des unter mir stehenden Orks, nehme einen tiefen Atemzug der verpesteten Luft und stürze mich von meinem Baumversteck in die Tiefe. Damit hat er nicht gerechnet! Die Spitze des Stabes trifft ihn genau auf den Schädel, mein bescheidenes Gewicht und die Wucht des Falls tun ihr übriges – ein hässliches Knacken und ich lande auf dem Körper des unter mir zusammenbrechenden Ungetüms. Etwas verdutzt stehe ich auf und blicke mich um. Der zweite Ork, der einige Schritte weiter im Wald steht, sieht mich mindestens genauso verdutzt an. Jetzt bloß nicht zu lange nachdenken, ich konzentriere mich kurz um eine Ranke aus dem Boden zu beschwören, es klappt, sie wächst in Windeseile um seine Füße, klettert an seinem Körper hoch und fesselt ihn. Ha, jetzt schaut er noch dümmer aus der Wäsche als er sowieso schon ist! Erfolglos versucht er sich frei zu machen, während ich mir geistesgegenwärtig die Axt seines dahingeschiedenen Kumpanen schnappe. Langsam, und mit erhobener Waffe, gehe ich auf ihn zu, das Herz schlägt mir bis zum Hals, aber jetzt bloß keine Angst zeigen, nur ein sauberer Schlag und mein Problem ist gelöst. Er sieht mich wütend grunzend an, ich gehe um ihn herum und hole zum Schlag aus... wieder ein hässliches Knacken, ich habe kaum gewagt dabei hinzusehen, doch plötzlich wird mir klar, dass ich ihm mit einem einzigen Schlag den Kopf von den Schultern gehauen habe. Gruselig. Auf einmal ist alles still. Ich lache triumphierend – oder lache ich nur, weil mir bewusst wird, das ich diese wahnsinnige Aktion gegen alle Chancen tatsächlich überlebt habe? Und viel schlimmer noch – niemand wird mir diese Geschichte glauben, das ganze ist einfach zu unglaubwürdig. Wieder sehe ich mich um. Gab es vielleicht Zeugen? Da, ein Eichhörnchen sitzt auf einem Ast und sieht mich an. Es muss den ganzen Vorfall beobachtet haben. Na also, habe ich doch einen Zeugen, der meine Geschichte bestätigen kann. Naja, zumindest gegenüber anderen Druiden, und dann auch nur solchen welche die Sprache der Eichhörnchen sprechen. Aber besser als nichts. Ich verscharre die Orkleichen Waldboden, die sollen ja nicht alles vollstinken, dann will hier ja nichts mehr wachsen und das kann ich als Wächter der Wälder nicht zulassen. Die Axt mit der ich den Kerl erledigt habe nehme ich mit. Vielleicht kann ich sie bei den Menschen zu Geld machen, das wäre eine gute Sache, bin sowieso knapp bei Kasse. Also beschließe ich, mich auf den Weg zu einer Menschensiedlung zu machen. Ich glaube weiter südlich gab es eine.

Fette Beute

Der verdammte Regen hört nicht auf und jetzt bricht auch die Nacht herein. Meine Stimmung ist nicht gerade gut, als ich über einen schlammigen Weg Richtung Süden stapfe. Der kalte Matsch ist schon in meine Stiefel eingedrungen und langsam wäre ich dankbar für ein warmes Feuerchen in einer dieser zwielichtigen Menschenkneipen, wo ich mich ein wenig vom ewigen Freiluft-Dasein eines Druiden erholen kann. Plötzlich Licht am Wegesrand. Ist das etwa schon die Siedlung? Nein, als ich näherkomme sehe ich einen Planwagen, der umgestürzt neben dem Weg liegt. Flammen schlagen daraus hervor und haufenweise Kisten sind herausgefallen. Wie kann etwas bei diesem Regen bloß so gut brennen? Ich muss das näher untersuchen. Eine übel zugerichtete Leiche liegt im Gras. Sind das Klauenspuren? Wäre mir nicht schon kalt, würde mir wohl jetzt ein kalter Schauer über den Rücken laufen. Lieber schnell weg hier, das kann noch nicht allzu lange her sein, dem Feuer nach zu urteilen. Und auf eine weitere lebensgefährliche Begegnung der monströsen Art habe ich nach dem Vorfall mit den Orks nur wenig Lust. Andererseits, man muss an einem Tatort doch Beweise sicherstellen, oder? Vorsichtig durchsuche ich den toten Mann, die Kisten und den Wagen, so gut es geht. Neben noch mehr Klauenspuren im Holz der Kisten und der Karre finde ich eine Silberkette mit einem Anhänger in Form eines G’s, einen Beutel mit drei Goldmünzen, eine Pechfackel und Feuerstein und Zunder. Schöne Stiefel hat der Tote auch an, er braucht sie wohl nicht mehr und meine sind durchweicht. Also nehme ich sie auch mit. Jetzt aber schnell weg, bevor noch jemand auf den Gedanken kommt, ich hätte diesen Wagen überfallen. Oder der (das?) zurückkommt der in Wirklichkeit dafür verantwortlich ist, um sein Werk zu vollenden, falls es da noch was zu vollenden gibt. Aber mit den gefundenen „Beweisen“ bin ich zufrieden. Etwas besser gelaunt verlasse ich diesen unheimlichen Ort, weiter auf dem Weg nach Süden.

Wie gewonnen so niedergebrannt

Endlich, vor mir kann ich die Lichter der Menschensiedlung sehen. Inzwischen ist es finstre Nacht und ich bin vom Regen völlig durchnässt, aber etwa fünfhundert Schritte vor mir liegt Erlösung! Ich eile auf das Dorf zu, als ich feststelle, dass sich an dessen Eingang ein kleiner Streit abspielt. Nach all dem heute erlebten bin ich vorsichtig, suche wieder Deckung im zwerghohen Gras und schleiche vorsichtig näher um erstmal zu lauschen. Ich kann nicht genau verstehen worum es geht, aber es sieht so aus als wollte die Wache am Palisadentor einer seltsamen vermummten Gestalt den Zutritt verwehren. Das ganze erscheint mir recht sinnlos, wenn der Vermummte wollte, könnte er einfach um das Dorf herum gehen, außer Sichtweite der Wachen und ins Dorf hinein, denn die von mir in meinem elfischen Leichtsinn mal „Palisaden“ genannten Holzpflöcke, die in etwa einem Schritt Abstand zueinander rings um die Siedlung in den Boden gesteckt wurden, verhindern nicht wirklich, dass jemand ungesehen rein oder raus geht. Menschen. Ich muss sie nicht verstehen. Sollen sie doch ihre Dörfer befestigen wie sie wollen. Aber ich erlaube mir trotzdem, die Schutzfunktion eines solchen Zauns zu bezweifeln. Auf einmal tut sich etwas. Da sind noch mehr Vermummte und noch mehr Wachen. Plötzlich beginnt ein Kampf, eine Wache, die auf einem kleinen Holzturm stand wird von etwas getroffen und stürzt – scheinbar tot – zu Boden. In den Händen der Vermummten erkenne ich plötzlich seltsame kleine gelbe Lichter. Jetzt werfen sie diese über die Palisaden, und wo sie aufschlagen fängst es sofort an lichterloh zu brennen. Ich bleibe in Deckung und beobachte wie sich der Kampf entwickelt, es sieht nicht gut aus für die Wachen. Jetzt tauchen auf einmal überall Orks auf, einige rennen sogar an mir vorbei, aber sie entdecken mich nicht. Das Dorf wird erstürmt, das war’s wohl mit dem gemütlichen Abend in der Kneipe. Gegen besseres Wissen schleiche ich mich noch näher heran, da sehe ich eine Gestalt auf der anderen Seite der Palisade, sie scheint aus dem Dorf flüchten zu wollen. Ein Ork und einer der Vermummten haben sie gesehen und stellen sich ihr in den Weg. Im Feuerschein kann ich nun erkennen, dass es sich bei der Gestalt um einen Elfen handelt, also da muss ich doch was tun, einem Mitelfen muss man doch helfen. Ich konzentriere mich darauf und beschwöre eine Ranke, leider konnte ich mich in der Eile nicht so recht entscheiden welchen der Angreifer sie fesseln soll, und so taucht sie zwischen den beiden auf, ohne einen davon zu erwischen. Zeitgleich höre ich ein knistern und eine kleine Explosion, der Ork der den anderen Elfen angreifen wollte kippt mit einem großen qualmendem Loch in der Brust nach hinten um. Der Vermummte ergreift die Flucht, meine Ranke wuchs direkt vor seinen Augen empor und hat ihn zumindest gestoppt und wohl genug beeindruckt um ihn zum Rückzug zu bewegen. Der Elf rennt auf mich zu, ich gebe ihm ein Zeichen in Deckung zu gehen. Wir warten kurz im Gras, ich stelle mich ihm knapp vor, keine Zeit für Höflichkeiten, und schlage vor im Wald Schutz zu suchen. Er sagt mir noch dass er Elmar heißt und ein Magier ist, dann rennen wir auch schon los, denn um das Dorf herum wimmelt es inzwischen von Orks, lange wären wir hier nicht mehr sicher. Im Wald schlage ich einen gemütlichen aussehenden, umgefallenen Baumstumpf als Rastplatz vor, aber Elmar ist der Platz nicht gut genug. Was habe ich auch von einem Büchergelehrten erwartet. Er zeigt mir eine Stelle die seinen Ansprüchen mehr zu genügen scheint und ich willige großzügig ein. Man soll es sich ja nicht gleich am ersten Tag mit neuen Bekanntschaften verscherzen. Wir unterhalten uns noch ein wenig über das eben geschehene, aber er weiß auch nicht mehr als ich, und ich erzähle ihm außerdem wieso ich überhaupt das Dorf aufgesucht habe, seine Blicke aber sagen mir, dass er mir nicht recht glauben zu wollen scheint. Auch mein Hinweis darauf, das ich ein Eichhörnchen als Zeuge für meinen Kampf mit den Orks habe, scheint ihn nicht zu überzeugen. Komischer Typ. Aber er ist eben Magier, die sind ein bißchen eingeschränkter in ihrer Wahrnehmung der Welt, kann ja auch gar nicht anders sein, wenn man immer nur die Nase in Bücher hat. Er klagt über Müdigkeit, und wenn ich ehrlich bin sieht er auch sehr beklagenswert aus, ich frage mich ob das etwas damit zu tun hat, dass er fürchterlich nach Alkohol stinkt? Naja, gönnen wir und die Rast, es ist ja auch schon sehr spät und der Tag war wirklich aufregend und anstrengend genug.